Johannes Elster. 
Angenehm.

Meine Geschichte und Entwicklung auf der Bühne ist untrennbar mit der Geschichte und Entwicklung des Poetry Slams im deutschsprachigen Raum verbunden. Man kann wohl konstatieren: Das Format hat mich geprägt und ich habe das Format geprägt. 

Als ich 2008 den Poetry Slam für mich entdeckte, steckte er noch in den Kinderschuhen: Zwar gab es schon seit über zehn Jahren Slams in Deutschland, aber die Szene fing gerade erst an, sich zu vernetzen und Reise-Poet:innen auszubilden. Und genau so einer war ich: Ich tourte von Slam zu Slam. In meinem riesigen Fernreiserucksack befanden sich ein paar Texte für die Bühne, eine Flasche Rotwein oder Whisky für die Aftershow, ausgedruckte Wegbeschreibungen, um in den verschiedenen Städten die Auftrittslocations zu finden und ein Glätteisen. Rückblickend war meine Frisur mehr als fragwürdig. Dafür aber sehr glatt.

Das Wichtigste im Reisegepäck waren aber Schlafsack und Isomatte, da es bis dato nicht Usus war, dass Menschen für zwei Freigetränke mehrere hundert Kilometer anreisen, um sechs Minuten vor 40 Zuschauer:innen auf einer Europalette in einem Irish Pub zu stehen und ihre Texte vorzutragen. Deshalb machte sich auch niemand Gedanken darüber, dass diese Menschen irgendwo schlafen müssen – und so schlief ich in eben diesem Irish Pub auf der Eckbank im Raucherraum (Krefeld), auf dem Billardtisch (Weißenburg), in der Turnhalle (Lahr), im ausrangierten Zugwaggon auf dem Abstellgleis (Jena), in privaten bis halböffentlichen Matratzenlagern (Dessau) und vor allem und immer im Zug (bahn.comfort-Plätze).

Nach einem Auftritt auf Sylt fragten wir spontan in den Saal, ob jemand eine Couch für die Nacht für uns hätte und bekamen einen Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt mit den Worten: „Dann schlafe ich heute bei meiner Freundin. Viel Spaß euch!“

Es sind diese Erlebnisse damals und Erinnerungen heute, die mich dem Format Poetry Slam immer noch verbinden, wenngleich ich selbst als Organisator und Veranstalter von Poetry-Slam-Reihen maßgeblich mit dafür gesorgt habe, dass Künstler:innen heute in Hotels übernachten, Poetry Slams auf großen Bühnen stattfinden und sich mein berufliches Leben als Moderator mittlerweile auch in andere Richtungen entwickelt hat. 

Nach rund 500 Teilnahmen an Poetry Slams in allen 16 Bundesländern sowie in der Schweiz, Österreich und Luxemburg, von denen ich knapp 200 als Sieger verlassen durfte, wechselte ich 2014 endgültig die Seiten und bin seitdem als Moderator, Künstlerischer Leiter, Event-Organisator und Präsentations-Coach aktiv. 

Neben meinen regelmäßigen Poetry-Slam- und PowerPoint-Karaoke-Reihen in bis zu 20 Städten parallel in Süddeutschland habe ich die jährlichen Poetry-Slam-Meisterschaften von Baden-Württemberg (2011, 2015, 2020), Bayern (2015) und Rheinland-Pfalz (2012, 2019) organisiert und mit dem „SLAM 2016 – Die Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam“ das europaweit größte Bühnenliteraturfestival in Stuttgart veranstaltet. Zu diesem 5-tägigen Festival reisten 250 Teilnehmende aus 5 Ländern an, über 10.000 Zuschauer:innen besuchten die knapp 20 Einzelveranstaltungen.

In der deutschsprachigen Poetry-Slam-Landschaft gelte ich als einer der führenden Formatentwickler, Slam-Veranstalter und als einer der profiliertesten Moderatoren. Mehrfach wurde ich von der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene mit dem „Slammy Award“ als „Moderator des Jahres“ ausgezeichnet.

Beim wichtigsten Einzelevent der Szene, dem Finale der Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam, werde ich regelmäßig von wechselnden Veranstalterkollektiven mit der Abendspielleitung betraut, die sich um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung hinter den Kulissen kümmert und die Schnittstelle zwischen der Produktion und dem Haus bildet. Diese Aufgabe habe ich seit 2017 u.a. in der Oper in Hannover, im Hallenstadion in Zürich, im Berliner Tempodrom, im Erfurter Kaisersaal, in der Grabenhalle St. Gallen, im Burgtheater in Wien oder im Starlight Express Theater in Bochum übernommen.

Nachdem ich in all den Jahren an rund 50 verschiedenen Häusern mit denselben zwei, drei Produktionen zu Gast war, fand ich die Herausforderung spannend, 50 verschiedene Produktionen an einem Haus kennenzulernen und arbeite deshalb außerdem seit 2022 regelmäßig im Scala in meiner Heimatstadt Ludwigsburg als Abendspielleitung. Dabei betreue ich Konzerte, Kabarett-, Comedy- und Firmenveranstaltungen und sorge dafür, dass sich Künstler:innen und Publikum wohl fühlen und die Veranstaltung glatt über die Bühne geht.

Mittlerweile geht mein Repertoire auf der Bühne weit über Poetry Slam hinaus: Ich organisiere und moderiere seit 2010 PowerPoint Karaoke in verschiedenen Städten, eine Impro-Comedy-Veranstaltung, bei der Auftretende sechs Minuten lang ein Referat zu einer PowerPoint Präsentation halten, die sie noch nie zuvor gesehen haben. Von diesem Erfolgsformat ausgehend habe ich mir mit dem Seemuseum in Kreuzlingen (CH) „Museumskaraoke“ ausgedacht. 

Außerdem darf ich mich erfreulicherweise in die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche einarbeiten, da ich regelmäßig für die Moderation verschiedenster Veranstaltungen gebucht werde, z.B. Preisverleihungen, Talkformate, Verabschiedungen, Firmenveranstaltungen, Galas, Pitch-Contests, städtische Veranstaltungen, Veranstaltungen der Politik, etc.

Meine Erfahrungen auf organisatorischer und dramaturgischer Ebene aus meinen über 1.500 Bühnenauftritten bringe ich dabei gerne bereits in der Planung und Konzeption ein, weil ich über die Jahre gelernt habe, was eine gute Veranstaltung braucht und wie man die Ziele des Events bestmöglich erreicht. 

Nicht zuletzt dank meines Lehramtsstudiums begeistere ich mich schon lange dafür, Menschen auf ihrem Weg auf die Bühne zu begleiten. Nachdem ich zwischen 2009 und 2016 hunderte Workshops zum Kreativen Schreiben und Bühnenperformance an Schulen und anderen Bildungsträgern sowie Seminare an Hochschulen und Universitäten geleitet habe, biete ich seit 2017 mein Wissen rund ums richtige Auftreten, Storytelling und Präsentieren in Speaker- und Präsentationscoachings bei Punktlandung-Coaching.de an. 

Ich bin dankbar für die vielfältigen und abwechslungsreichen Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich mir eröffnet haben. So habe ich bspw. Regie bei einem Theaterstück in Hamburg geführt, das danach auf Deutschlandtournee ging, durfte beim bundesweiten Festakt zum Tag der Deutschen Einheit moderieren und durch das Finale der Deutschen Science Slam Meisterschaft führen. 

Vor allem bin ich aber dankbar für die vielen Begegnungen mit interessanten und inspirierenden Menschen und dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte. 

©Johannes Elster. Alle Rechte vorbehalten.

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